Die Glocke berichtete in ihrer Ausgabe vom 06.02.2014 über den Vortrag von Wolfgang Rüting, Leiter des Kreisjugendamts, vor dem Kultur-und Sozialausschuss der Gemeinde Beelen über den Stand der Umsetzung des Rechtsanspruches auf einen Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren:
Beelen (gl) Einen Überblick über die Betreuungssituation in der Gemeinde hat am Dienstagabend im Rahmen des Kultur-und Sozialausschusses Wolfgang Rüting, Leiter des Kreisjugendamts, gegeben. „Beelen steht der Gesamtentwicklung im Kreis Warendorf in nichts nach“, betonte er. Seit dem 1. August vergangenen Jahres hat jede Familie einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für ihr Kind unter drei Jahren. Rüting erklärte, dass dieser Rechtsanspruch nicht stichtagsbezogen sei. Dies bedeute, dass Eltern auch noch im Laufe des Kindergartenjahrs ihren Nachwuchs in einer Einrichtung anmelden könnten. Daher sei eine genaue Bedarfsermittlung, die einen rechnerischen Puffer beinhalte, notwendig. Man dürfe aber weder zu wenige, noch zu viele Plätze einrichten, denn jeder Kindergartenplatz koste 10 000 Euro pro Jahr. „Wir können ganz getrost davon ausgehen, dass wir allen Familien und denen, die noch kommen werden, ein Betreuungsangebot machen können“, bilanzierte der Jugendamtsleiter die Situation in der Gemeinde. Aktuell gibt es in Beelen 46 einjährige Kinder, die Anspruch auf einen Kitaplatz haben. Allerdings wurden nur zwölf Kinder für eine Betreuung angemeldet. Der tatsächliche Bedarf liegt also bei 26,09 Prozent. Höher ist die Nachfrage nach Betreuungsplätzen hingegen bei den Zweijährigen. Hier hätten 63 Kinder einen Rechtsanspruch auf Betreuung, 37 nehmen diesen auch in Anspruch. Wesentlich höher ist der Bedarf bei den Drei- bis Sechsjährigen: In dieser Altersgruppe haben in Beelen 195 Kinder Anspruch auf einen Betreuungsplatz, 191 nehmen diesen auch in Anspruch. Die Nachfrage liegt bei 97,95 Prozent. Laut Rüting werde besonders der Wert für die unter Dreijährigen ansteigen: „Immer mehr Eltern entscheiden sich dafür, Kinder unter drei Jahren in die Kita zu geben.“ Wolfgang Rüting betonte in seinem Vortrag, dass durch den Rechtsanspruch für alle Familien auch andere Betreuungsformen in Betracht gezogen werden müssten. So habe die Gemeinde Beelen zum August 2014 18 Plätze in der Tagespflege zusätzlich eingerichtet. „Das ist ein völlig gleichwertiges Angebot“, betonte er. Auf jede Tagespflegeperson kämen im Durchschnitt 1,5 Kinder. „Für uns liegt die Obergrenze bei bis zu drei Kindern“, erklärte Rüting. In allen Betreuungsformen werde auf die Qualität Wert gelegt. „Je früher die Kinder in eine Tageseinrichtung kommen, desto besser müssen sie betreut werden. Es geht dabei um frühe Bildung“, betonte er.
Betriebskosten belaufen sich auf jährlich 35 Millionen Euro
Beelen (jew) In seinem Vortrag gab Jugendamtsleiter Wolfgang Rüting auch einen Einblick in die Kostenentwicklung der Tagesbetreuung. So habe der U3-Ausbau den Kreis Warendorf 16 Millionen Euro gekostet. Der Ausbau selbst stelle jedoch nicht die größte Investition dar. Einer der umfangreichsten Kostenblöcke seien die Betriebskosten für die Einrichtungen. Diese beliefen sich laut Rüting auf 35 Millionen Euro, von denen 14 Millionen Euro von den Städten und Kommunen getragen würden. Der Rest werde durch Zuschüsse vom Land und durch Elternbeiträge finanziert. Als weiteren Kostenfaktor nannte Wolfgang Rüting die nötigen Erziehungshilfen. Der Kreis Warendorf bietet diese für 600 Kinder. Die Kosten dafür beliefen sich nach Angaben des Experten auf zehn Millionen Euro pro Jahr. Für das aktuelle Haushaltsjahr seien im gesamten Kreis 27 Millionen Euro an Zuschussbedarf nicht gedeckt. Der Hebesatz für die Jugendamtsumlage belaufe sich für das Jahr 2014 auf 18,1 Prozent. Die Kosten pro Jugendamtseinwohner lägen im Kreis Warendorf damit allerdings im Minimum, erklärte Rüting. „Wir wollen erreichen, dass die Jugendamtsumlage im nächsten Jahr nicht ansteigt, oder sogar minimiert wird“, betonte er abschließend.