Marte Meo in Beelen

In unseren Häusern planen wir den Einsatz von Marte Meo. Davon haben Sie sicher schon gehört. Wenn nicht, können Sie sich am Ende dieses Artikels darüber informieren.

Doch was bedeutet oder ist Marte Meo eigentlich?

Stefan Hunfeld von der Heilpädagogischen Frühförderung des Caritasverbandes im Kreisdekanat Warendorf liefert eine kompakte Zusammenfassung:

„Marte Meo! – Aus eigener Kraft“ – ein ressourcenorientiertes Entwicklungsprogramm

Marte Meo heißt soviel wie „aus eigener Kraft etwas erreichen“.

Dieses Motto beschreibt die Grundidee der von Maria Aarts in den Niederlanden begründeten Methode von Entwicklungsförderung und – Unterstützung durch gezielte, konsequent ressourcenorientierte Gestaltung von Kommunikationsprozessen zwischen Betreuer und Betreutem.

Das Programm richtet den Blick auf die in alltäglichen Interaktionen und stattfindenden Prozesse, die Entwicklung, Veränderung und Wachstum begünstigen. Marte Meo möchte Menschen ermutigen, ihre eigenen, schon vorhandenen Ressourcen und Kompetenzen, ihre „eigene Kraft“ zu nutzen um sich weiter zu entwickeln.

Medium der Methode sind Videoaufnahmen aus familiären oder institutionellen Alltagssituationen. Veränderungsprozesse werden nicht zentral durch Worte, sondern durch Bilder angeregt. Marte Meo zeigt anhand von konkreten Bildern

  • wie man Gelegenheiten zur Entwicklung erkennt
  • welche natürlichen, unterstützenden Verhaltensweisen es braucht, um Entwicklungen zu ermöglichen
  • wie dieses Wissen in die alltägliche Umgebung des Einzelnen eingebaut werden
  • kann, damit neue Fähigkeiten wirkungsvoll entwickelt werden können.

Wenn Sie weitere informationen zu diesem Thema wünschen, schauen Sie einfach auf der Webseite unseres Marte Meo-Partners, der Firma www.martemeoruhrgebiet.de.

 

Ein Glockebericht (aus der Ausgabe 16.01.2014) zu unserer Marte Meo – Auftaktveranstaltung am 11.01.2014:

Pädagogisches Konzept aus den Niederlanden

Beelen (alh) Die kleine Johanna soll gewickelt werden. Sie liegt auf dem Wickeltisch, strampelt vergnügt mit den Beinchen. Sie gluckst. Der Vater gluckst zurück. Sofort wendet das zehn Wochen alte Mädchen den Kopf. Monika Thiel stoppt den Film.

„Das ist toll. Der Vater reagiert auf das Kind und zeigt ihm so, dass er es wahrnimmt und versteht. Jetzt hat er Johannas Aufmerksamkeit, und das Wickeln wird viel leichter gehen“, erläutert die Erzieherin und drückt auf „weiter“.

Jetzt hält der Mann einen hellblauen Waschlappen in der Hand. „Schau mal“, sagt er zu dem Baby. „Hier ist ein blauer Waschlappen. Jetzt werden wir dein Gesicht waschen“, verkündet er in einer Sing-sang-Stimme. Johanna formt die Lippen zu einem O, schaut konzentriert.

„Je jünger Kinder sind, desto mehr sollte man die Sachen, die man macht und benutzt, benennen, und zwar mit einer schönen, netten Stimme“, rät Thiel. So lerne das Kind die Welt und sich selbst kennen und entwickele durch den „schönen Blick und die schöne Stimme“ der Eltern Selbstbewusstsein.

Kontaktaufnahme, eine positive Atmosphäre erzeugen und erst dann mit der Arbeit (zum Beispiel dem Windelwechseln) beginnen: Dies ist einer der Grundsätze von Marte Meo, einem videounterstütztem Erziehungskonzept aus den Niederlanden. Die beiden Kindertageseinrichtungen des Beelener Familienzentrums wollen Marte Meo nun einführen. Fast alle Mitarbeiterinnen der Einrichtungen werden daher zurzeit in sechs Wochenendseminaren weitergebildet. Referentin ist Monika Thiel, Expertin aus dem Ruhrgebiet.

„Wir sind aus verschiedenen Gründen von Marte Meo überzeugt“, erklärt Britta Sobkowiak, Leiterin der Alexe-Hegemann-Kita, die Beweggründe für die umfassende Weiterbildungsmaßnahme. Es sei nicht immer leicht, den Eltern in Erziehungsfragen Tipps zu geben, ohne dass sie es persönlich nähmen und dächten, etwas falsch gemacht zu haben. Anhand eines Films könne man viel konkreter und zielorientierter miteinander reden. „Es geht uns ja nicht darum, das Fehlverhalten von Kindern zu filmen, sonder ihre Stärken. Wir wollen sie in Kindergartensituationen aufnehmen und zeigen, was sie schon super können und wie man sie in ihrer Entwicklung unterstützen kann“, betont Rita Strecker, Geschäftsleiterin und Vorsitzende des Trägervereins „Eltern für Kinder“.

 

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Marte Meo unterstützt Kinder

Beelen (alh) Sobkowiak unterstreicht: „Uns ist es wichtig, den Eltern vor Augen zu führen, wie glücklich Kinder beim Spielen sind. Das wird oft vergessen. In unserer Gesellschaft zählt sehr oft nur der Ellenbogen. Dreist kommt weiter. Wir wollen wieder ganz bewusst andere Werte in den Mittelpunkt rücken und aufzeigen, wie man rücksichtsvoll miteinander umgeht.“

Monika Thiel zeigt und analysiert unterdessen weiter den Film von der kleinen Johanna und ihrem Vater.

Gerade hält der Mann einen Pullover in die Luft. „So“, sagt er mit lieber Stimme, „das ist ein grüner Pullover. Den ziehen wir über den Kopf.“ Er nimmt Johanna etwas hoch, streift ihr das Kleidungsstück über. „Ja“, ruft er begeistert. „Super gemacht.“

Monika Thiel drückt erneut auf Stopp. „Ist das nicht toll“, fragt sie die anwesenden Erzieherinnen lachend. „Der Vater lobt ununterbrochen. Johanna muss denken, sie ist das beste Baby auf der ganzen Welt. So wird sie zum Mitmachen animiert“, schildert Thiel.

Und weiter: „Viele Eltern empfinden das Windelwechseln als enorm anstrengend und beklagen, dass ihre Kinder überhaupt nicht mitmachen. Viele lenken die Babys daher ab und geben ihnen etwas zum Spielen, dass sie sonst nicht haben dürfen.“

Das sei eher kontraproduktiv. „Die Kinder lernen so, das Mama und Papa sie bedienen.“

Ihr Tipp lautet daher: „Sich die Zeit für eine positive Kontaktaufnahme nehmen, viel reden, dann geht die Arbeit hinterher oft leichter.“

 

 

Marte Meo

Marte Meo kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „aus eigener Kraft“. Marte Meo wurde in den späten 1970er-Jahren von der Niederländerin Maria Aarts entwickelt. Sie erkannte, dass es Erziehungsberatern oft schwer fällt, Eltern für die Erziehung hilfreiche wissenschaftliche Erkenntnisse zu vermitteln, da die Erziehenden Schwierigkeiten haben, die oft sehr abstrakte Fachsprache, die Relevanz der Erkenntnisse im Alltag zu erkennen und diese praktisch anzuwenden.

„Mein Kopf ist nicht übertragbar“, sagte sie sich und entwickelte daher eine Methode, bei der alltägliche Situationen zwischen Erziehenden und Kind per Video aufgezeichnet und anschließend gemeinsam besprochen werden. Dabei sollen die Stärken der Handelnden systematisch erkannt und hervorgehoben werden, aus denen man die Kraft schöpfen soll, Erziehungsprobleme aktiv zu beseitigen.

Im Vordergrund stehen dabei die Verbesserung der Kommunikation zwischen Erziehenden und Kindern.

Marte Meo arbeitet mit den Drei W‘s: Wann kann ich das Kind unterstützen, womit kann ich das Kind unterstützen und was bedeutet das Verhalten für das Kind? Aarts Credo lautet: In jedem Kind ist eine Goldmine angelegt. Nur der Zugang ist manchmal verschüttet. (alh)

Weitere Informationen zu Marte Meo im Internet unter der Adresse www.martemeoruhrgebiet.de

 

Zitate

  • „Eigentlich müssten alle Schüler, bevor sie eine Klassenarbeit schreiben, kurz lachen. Dann ist das Herz offen und sie würden bessere Noten schreiben. Das haben wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt.“
  • „Einige Eltern wollen alles perfekt machen; sie nehmen ihrem Kind all das ab, was es besser durch eigene Erfahrung lernen kann“.
  • „Jedes Kind braucht jeden Tag eine lösbare Herausforderung.“

 

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Referentin Monika Thiel aus Velbert.